Der VCP
Der Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) ist ein Zusammenschluß von evangelischen Mädchen und Jungen; er ist offen für konfessionell anders- bzw. nichtgebundene Jugendliche. Er ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend, im Ring Deutscher Pfadfinderinnenverbände und im Ring deutscher Pfadfinderverbände. Die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend und die Ringe gehören ihrerseits dem Deutschen Bundesjugendring an. Im Bundesjugendring vertreten die Jugendverbände gemeinsam ihre Interessen gegenüber Staat und Öffentlichkeit.
1970 beschlossen die drei evangelischen Pfadfinderinnen- und Pfadfinderbünde EMP, BCP und CPD, einen gemeinsamen Verband zu gründen. Jeder der Bünde hatte eine eigene Geschichte, war geprägt von verschiedenen Traditionen und Strukturen.
Die Anfänge der Christlichen Pfadfinderschaft Deutschlands (CPD) gehen in die Zeit vor dem 1. Weltkrieg zurück. Einflüsse der englischen Boy-Scouts und die Zugehörigkeit zu den deutschen Jünglingsvereinen (CVJM) waren wichtige Merkmale. Die Bindung an den Reichsverband der Jungmännerbünde blieb auch in den zwanziger Jahren bestehen, doch nun mit dem international üblichen Gesetz und Versprechen der Pfadfinder, guten Kontakten zu Pfadfindern im Ausland und einer ständig anwachsenden Bruderschaft der Älteren.
Die Machtübernahme des Naziregimes 1933 führt zur Einführung der Hitlerjugend als Staatsjugend und zur Gleichschaltung aller Jugendverbandsarbeit. Die evangelischen Jugendverbände damit auch die Vorgängerbünde des VCP müssen alle Unter-18jährigen aus dem Verband entlassen oder in die HJ überführen. Die Durchführung des Eingliederungsvertrages zwingt die Christliche Pfadfinderschaft zu einer weitgehenden Aufgabe ihrer Arbeitsformen.
1938 erscheint die Christliche Pfadfinderschaft in einem Geheimerlaß Himmlers auf der Liste Geheimorganisation und wird von der Gestapo verboten. Bis 1943 werden die Verbindungen in der Bruderschaft der erwachsenen Pfadfinder durch Rundbriefe aufrechterhalten, die gleich nach Kriegsende wieder aufleben.
Bereits 1945 begann mit Einwilligung der Amerikaner in deren Zone wieder die Pfadfinderarbeit. Erst später ließen auch die Briten und Franzosen den allmählichen Aufbau einer entsprechenden Arbeit wieder zu. In der sowjetischen Zone wurden die Pfadfinder nach kurzer Zeit als kapitalistische Bewegung verboten. Im Frühjahr 1946 kommt es zu einer ersten Führertagung in Hannover, und die Christliche Pfadfinderschaft beginnt sich wieder zu organisieren.
Seit Ende 1946 gibt es in Hannover die Bundeskanzlei. Im Februar 1947 erscheint die erste Nummer der Zeitschrift Jungenland für die Jungen des Bundes. Auf Orts- und Landesebene gibt es wieder Lager, wenn auch unter sehr schwierigen Bedingungen. Auf dem Bundesthing in Bad Homburg 1948 erhält die CPD ihre erste Nachkriegsbundesordnung. Die Grundsätze werden, der Zeit entsprechend, neu gefaßt. Heinrich Karsch wird hauptamtlicher Bundesführer. 1948, drei Jahre nach Kriegsende, findet nahe der Burg Ludwigstein in Nordhessen das erste Bundeslager statt.
1949 gründen die konfessionell bestimmten Pfadfinderbünde CPD und DPSG gemeinsam mit dem interkonfessionellen Bund Deutscher Pfadfinder den Ring deutscher Pfadfinderbünde, der im gleichen Jahr Gründungsmitglied des Deutschen Bundesjugendringes ist. 1951 erfolgt die Aufnahme des Ringes in die Internationale Konferenz der Pfadfinderbewegung.
Die 50iger Jahre dienen der inneren Entwicklung des Bundes mit Bundeslagern 1950 und 1954 und einem Bundesführerlager 1958.
1959 erwirbt der Bund Pfadfinderburg Rieneck als Schulungs- und Bildungsstätte. Zu Beginn der 60iger Jahre erlebt die CPD, wie auch andere Jugendbünde, ihre erste Blütezeit nach dem zweiten Weltkrieg, die geprägt ist von innerer Stabilität, deutlicher Orientierung und selbstverständlichem Engagement in der bestehenden Gesellschaft. Diese Entwicklung findet für die CPD ihren Ausdruck in der Neuformulierung ihrer Grundsätze 1962.
Die ruhige und mehr oder weniger in traditionellen Bahnen verlaufende Entwicklung der CPD bekommt einen Bruch, als Mitte der 60iger Jahre die junge Generation unruhig-kritisch wird und ihrer Unzufriedenheit Luft macht.
Die Jugend- und Studentenbewegung wird auch in der CPD aufgenommen und mit viel Engagement weitergetragen. Mit dem Bundesthing von 1969 legt der bis dahin bestehende Jungenbund fest, daß die Christliche Pfadfinderschaft ein Bund von Jungen und Mädchen sein soll. Ausgehend von der Josefstaler Konsultation 1967, aber auch schon von den Entwicklungen der Grundsätze 1962, ist die Entwicklung zum VCP eine notwendige Folge.
Der Evangelische Mädchenpfadfinderbund (EMP) entstand 1926 als Arbeitszweig des Reichsverbandes der Evangelischen weiblichen Jugend, der seine Zentrale im Burckhardthaus in Berlin hatte. Nach der Eingliederung in die Hitlerjugend, bzw. den Bund Deutscher Mädchen gingen die Gruppen als Dienstscharen in den Kirchengemeinden auf. Der Kontakt zum Burckhardthaus und damit zur Bekennenden Kirche blieb allerdings bestehen.
Auch die Neugründung nach dem Krieg erfolgte im Zusammenhang mit dem Burckhardthaus. Ähnlich wie bei der CPD begann auch die Arbeit des Evangelischen Mädchenpfadfinderbundes 1945/46 wieder auf Landesebene. 1947 bilden der Bund Deutscher Pfadfinderinnen (BDP), der evangelische Mädchen-Pfadfinderbund (EMP) und die Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg (PSG) den Ring Deutscher Pfadfinderinnen in der britischen Zone. 1949 kommt der Bund Christlicher Pfadfinderinnen (BCP) hinzu. Der Ring wird 1952 in den Deutschen Bundesjugendring und 1954 vom Weltverband der Pfadfinderinnen (WAGGGS) aufgenommen.
Der Evangelische Mädchen-Pfadfinderbund versteht sich als Gemeinschaft der Pfadfinderinnen innerhalb der evangelischen weiblichen Jugend Deutschlands. 1952 gibt es die erste Nachkriegs-Bundesordnung des EMP. Die Geschäftsstelle wird von Hamburg nach Gelnhausen ins Burckhardthaus verlegt. 1956 bezieht der EMP in Gelnhausen sein eigenes Haus mit Büro und Wohnräumen. Seit 1950 stehen den ehrenamtlichen Bundesmeisterinnen hauptamtliche Bundessekretärinnen zur Seite.
Auf allen Ebenen werden Lager und Schulungen durchgeführt und Kontakte zu ausländischen Pfadfinderinnen aufgenommen. In den Scharen wird intensiv gelebt, gespielt und gearbeitet. Die Pfadfinderinnen engagieren sich in den Kirchengemeinden und bei sozialen Einsätzen.
1968 gibt es eine Vereinbarung mit CPD und BCP zur Zusammenführung von Ranger/Rover-Arbeit auf Bundesebene und in den Ländern. Zum Ende des Jahres 1970 kommt es dann zu einer Vereinbarung zwischen BCP, EMP und CPD, die unter anderem beinhaltet, die Bünde auf der Grundlage ihrer zur Zeit geltenden Bundesordnung zusammenwachsen zu lassen und nach gründlicher Klärung aller damit verbundenen Fragen das Erforderliche zu tun, um zu einem späteren Zeitpunkt einen gemeinsamen evangelischen Pfadfinderverband zu bilden.
Im Januar 1971 zieht die CPD mit der gesamten Organisation und Verwaltung von Kassel nach Gelnhausen in das EMP-Haus ein. Die gemeinsame Geschäftsstelle heißt jetzt Zentrale Evangelischer Pfadfinderverbände. Die letzte Bundeskonferenz des EMP findet vom 7. bis 8. Mai 1971 in Gelnhausen statt.
1922 gründete Mutter Riebold, die Frau des CPD-Führers Fritz Riebold die Tatgemeinschaft Christlicher Pfadfinderinnen (TCP). Die Arbeit war stark an die männlichen CPD-Arbeit angelehnt. Statt des bisherigen Namens wird 1933 der Name Bund Christlicher Pfadfinderinnen (BCP) angenommen. 1937 erfolgen das Verbot und die endgültige Auflösung des Bundes durch die Gestapo. Bis 1940 trifft man sich noch im Geheimen. Ostern 1942 treffen sich sieben junge Frauen aus dem vormaligen BCP in Castell und verpflichten sich zu einer Gemeinschaft, die jungen Mädchen den Weg in Glauben, Liturgie und Kirche aufzeigt und ermöglicht. Die sieben jungen Frauen und ein dazugehöriger Kreis älterer und jüngerer Mädchen halten bis zum Ende des Naziregimes das Schweigegebot. So sind die Führerinnen bereit, direkt nach dem Krieg die Arbeit neu aufzubauen. Im September 1945 findet das erste Lager statt.
In den Folgejahren treten drei Linien für den BCP deutlich hervor: Pfadfinderische Erziehung bündischer Prägung, neue Erkenntnisse im Leben der Kirche, Gebet und Sakrament. In Absprache mit dem EMP wird vereinbart, daß sich der BCP mit seiner Pfadfinderinnenarbeit auf Bayern beschränkt. 1952 wird das Schlößchen in Castell erworben und damit eine Bundesmitte für Treffen, Lager und Schulungen geschaffen und gleichzeitig die Voraussetzung für den Aufbau eines sozialen Zweiges des Bundes, des Pfadfinderinnendienst e. V. mit Hauswirtschaftsschule und Ausbildungsstätte zur Kinderpflege. Das Schlößchen in Castell wird gleichzeitig Zentrum der Communität Casteller Ring, des geistlichen Zentrums des BCP. Von 1953 an werden vom Pfadfinderinnendienst Kurse und Freizeiten für durch Kriegsfolgen betroffene Mädchen abgehalten.
1964 kauft der BCP die Langau, eine ehemalige Klosterschwaige des Klosters Steingaden. Die Langau wird zum Zentrum einer für diese Zeit beispielhaften Behindertenarbeit, die bis zum heutigen Tag von den BCPerinnen geprägt wird.
1957 geht der BCP mit einem Teil seiner Arbeit ins Schloß Schwanberg, nahe Castell, um die im Schlößchen begonnene Arbeit fortzuführen und auszuweiten. Das Schloß wird Sitz der Communität Casteller Ring. Mit der christlich-bündischen Prägung und dem regionalen Bezug tritt der BCP bis Ende der 60iger Jahre bundesweit wenig in Erscheinung. Komplet, Dienst in der Gemeinschaft und Sakrament prägen die Erziehungs- und Bildungsarbeit in besonderer Weise und werden als wesentliche Elemente in die Vereinbarungen zum Zusammenschluß Evangelischer Pfadfinderinnen- und Pfadfinderbünde Ende der 70er Jahre eingebracht.
1973 wurde auf der ersten gemeinsamen Bundesversammlung die Bundesordnung des VCP beschlossen, dem neuen Jugendverband ein eigenes Gesicht gegeben. Das Kleeblatt (Zeichen der internationalen Pfadfinderinnenbewegung), die Lilie (Zeichen der internationalen Pfadfinderbewegung) und das Kreuz wurden die Bestandteile des Verbandszeichens des VCP. Inhalte und Formen der Arbeit wurden kritisch durchleuchtet und neu beschrieben.
Seine Ziele und die Wege, auf denen er sie erreichen will, hat der VCP in Aufgabe und Ziel als Bestandteil der Bundesordnung formuliert.
Heute zählt der VCP etwa 47 000 Mitglieder in über 600 Gruppen, verteilt in Städten, Gemeinden und Dörfern. Die Mitglieder des Verbandes werden bei ihren Aktivitäten von etwa 40 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützt, doch wird der wesentliche Teil der Arbeit von Ehrenamtlichen geleistet; insgesamt gibt es zur Zeit circa 3000 jugendliche und erwachsene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die Jugendarbeit des VCP geschieht auf verschiedenen Ebenen: die kleine Gruppe, bestehend aus 6-10 Mitgliedern, bildet mit anderen Gruppen zusammen den örtlichen VCP bzw. den Stamm, der sich mit anderen Orten zu Bezirken (bzw. Regionen/Gauen) zusammenschließt. Der VCP gliedert sich in 16 Länder. Alle Ebenen können sich ihre eigenen Ordnungen geben. Die Inhalte der VCP-Bundesordnung sind jedoch allgemein verbindlich. Die meisten VCP-Länder verfügen über ein Landesbüro mit hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. So können die Länder Dienstleistungen anbieten und Veranstaltungen vorbereiten; vor allem aber finden die allgemeine Bildungsarbeit und die Schulung der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weitgehend auf Landesebene statt.
Seit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten hat der VCP auch in den neuen Bundesländern Mitglieder und Gruppen. Die VCP-Länder Mecklenburg-Vorpommern, Berlin-Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen befinden sich im Aufbau.
Wenn ein neues Mitglied eine gewisse Zeit regelmäßig an Gruppentreffen teilgenommen und die Gruppenmitglieder kennengelernt hat, sollte mit den Gruppenleiterinnen und -leitern gemeinsam darüber nachgedacht werden, ob die Mitgliedschaft im VCP nun verbindlich eingegangen wird.
Der VCP, als ein Zusammenschluß von Mädchen und Jungen, kennt nur die persönliche Mitgliedschaft. Wer die Ordnung des Verbandes anerkennt und in einer Gruppe mitmachen möchte, kann in den Verband eintreten und bekommt als Bestätigung das Mitgliedsheft. Mitglieder erhalten kostenlos die Verbandszeitschrift Auf neuem Pfad, können die internationalen Vermittlungsangebote der Pfadfinderinnen und Pfadfinder nutzen und erhalten für die meisten VCP-Unternehmungen und Seminare einen Preisnachlaß. Sie ermöglichen mit ihrem jährlichen Beitrag die Arbeit auf den verschiedenen Ebenen des Verbandes und die Erfüllung seiner unterschiedlichen Aufgaben, von den Zeitschriften über die Arbeitshilfen, Schulungen und allgemeine Bildungsmaßnahmen bis hin zur Arbeit der Bundesführung und der Bundeszentrale.
Text entworfen von Christian Schacht. Der Text wurde mit freundlicher Gehnehmigung des VCP von dessen Homepage übernommen.
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